Studie belegt: Massiver Rückgang der Bachforelle an der Ybbs. Verein „Rettet die Ybbsäsche“ ortet vielfache Gründe dafür. Appell an Politik: Stopp von Flussverbauungen.

Der Verein „Rettet die Ybbsäsche“ warnt: Die Bachforelle droht aus der Ybbs zu verschwinden. Laut einer Studie der Bodenkultur ist der Anteil der Bachforelle an den verschiedenen Fischarten in der Ybbs zwischen 2003 und 2011 bei Opponitz von 38 Prozent auf vier Prozent geschrumpft. Während der Anteil der Bachforelle oberhalb von Lunz relativ konstant blieb, sank er unterhalb von Lunz in sieben Jahren von 51 auf fünf Prozent. Der dominierende Fisch in diesem Bereich ist nun die Regenbogenforelle, die hier nicht heimisch ist, sondern eingesetzt wurde.

Der Ursache für diesen massiven Rückgang der Bachforelle möchte der Verein „Rettet die Ybbsäsche“ nun gemeinsam mit dem NÖ Landesfischereiverband und dem Revierverband 3 auf dem Grund gehen. Der Start für eine wissenschaftliche Untersuchung an der Ybbs erfolgt im Frühjahr in Zusammenarbeit mit der BOKU. „Es besteht die Gefahr, dass wir noch zu unseren Lebzeiten das Aussterben der Bachforelle miterleben“, bringt es Leo Hochpöchler vom Verein „Rettet die Ybbsäsche“ auf den Punkt. Auch an Flüssen in Bayern und der Schweiz ist man mit dem Problem konfrontiert. Dort werden bereits Studien erarbeitet, die sich mit diesem Phänomen auseinandersetzen. Mehrere Faktoren wurden dabei als Ursache festgemacht.

Hochpöchler geht davon aus, dass diese auch in der Ybbs eine Rolle spielen. Eine wesentliche Rolle spielt die Zerstörung des Lebensraums der Fische durch bauliche Maßnahmen, wie Kraftwerke, Schotterentnahmen oder Hochwasserschutzmaßnahmen. Aber auch fehlende Beschattung aufgrund von flussnahen Abholzungen wirkt sich aus, da dadurch weniger Beschattung gegeben ist und der Fluss sich schneller erwärmt. Hochpöchler kritisiert: „Wenn ein Projekt fertiggestellt ist, wird gleich mit dem nächsten begonnen.“ Durch Baggerungsarbeiten, wie sie derzeit auch gerade wieder unterhalb des Waidhofner Kraftwerkes Stadtwehr stattfinden, seien die Fischer außerdem permanentem Stressausgesetzt. Erholungsphasen seien nicht mehr möglich. Dazu kommt, dass die Larven der Bachforelle demnächst schlüpfen sollten. Durch Baggerungen zu dieser Jahreszeit würden jedoch die Eier, die die Fischen in den Boden legen, zerstört.

Als weiterer entscheidender Faktor für das Verschwinden der Bachforelle wurde die Verschmutzung der Flüsse ausgemacht. Obwohl die Flüsse augenscheinlich sauber sind, sind sie doch durch Stoffe verschmutzt, welche die Kläranlagen ungehindert passieren können. Darunter fallen Hormone aus Medikamenten, Tenside aus Waschmitteln oder Stoffe in landwirtschaftlichen Düngemitteln. Aber auch der Plastikeintrag durch Weichmacher spielt eine Rolle. „Bachforellen scheinen hier äußerst sensibel zu sein“, so Hochpöchler.

Ein weiterer wichtiger Faktor für das Bachforellensterben sind Parasiten, die sich im Kormoran und im Fischotter eingenistet haben. Über den Kot kommen diese in die Nahrungskette der Fische. Während der Parasit Kormoran und Fischotter ichts anhaben kann, schwächt er die Fische, die somit leichte Beute für ihre Feinde werden. Wissenschaftliche Studien haben ergeben, dass ein Gutteil der Kormorane und Fischotter diese Parasiten in sich tragen. Der im Otter eingenistete Parasit sorgt dafür, dass das Fischfilet für den Menschen ungenießbar wird. Ein Befall kann durch Rotfärbung des Filets ausgemacht werden.

Hochpöchler appelliert an die politisch Verantwortlichen, Maßnahmen für eine Verbesserung der Lebensräume zu setzen. Dazu müssten die Baggerungen im Fluss aufhören, flussbauliche Maßnahmen eingestellt und mit Renaturierungen begonnen werden. „Es ist Feuer am Dach“, so Hochpöchler.

Grafik zu Artenverteilung Ybbs- Opponitz

Von: NÖN/ Andreas Kössl