Historisches

Anhand historischer Kartenwerke, alten Fotos und Berichten lässt sich ein Eindruck gewinnen, wie die Ybbs in den Zeiten vor den umfangreichen Verbauungs- und Regulierungsarbeiten ausgesehen hat. Wesentliche Veränderungen durch Siedlungstätigkeit, Regulierungen, Kraftwerksbau, usw. hat die Ybbs vor allem im Unterlauf erfahren.

Die historische Ybbsmündung entsprach einem Flussdelta, welches sich zwischen Kemmelbach und der Stadt Ybbs in eine Vielzahl von Fingern verästelte und in großer Breite in die Donau mündete. In diesem historischen Au- und Überflutungsgebiet entwickelte sich in den letzten 50 Jahren eine rege Siedlungs- und Wirtschaftstätigkeit (siehe Fotos).

Im Abschnitt von Kemmelbach bis Leutzmannsdorf mäandrierte die Ybbs in mehr oder weniger starken Bögen und Schlingen. Es bildeten sich viele Schotterbänke und Verzweigungen, die insbesonders bei Neumarkt und Blindenmarkt eine Breite von 500 – 700 m erreichten. Aufgrund der ständigen Umlagerungen und Verwerfungen bei Hochwässern, bildete die pendelnde, furkierende Ybbs mit den Laaben- und Zubringerbächen ein dynamisches und lebendiges Gewässersystem. Aufgrund von jahrhundertealtem, tradiertem Wissen und Erleben der Hochwassergefahr vermied die ortsansässige Bevölkerung eine Besiedelung der Ybbs-Auen bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts.

Der „ehrfurchtsvolle“ Abstand der Dörfer und Gehöfte auf den alten Kartenwerken sowie die Anlage von Eisenbahn, Straßen und Wegen lässt erahnen, wie weit die Hochwässer zu Beginn des 19. Jahrhunderts das Ybbstal überflutet haben. Charakteristisch ist die Situierung von Wohnsiedlungen ausschließlich auf höhergelegenen Hang- und Terrassenlagen. Einzig und allein Mühlen näherten sich aufgrund ihres Gewerkes gefährlich nahe dem Ybbsfluss. Beispiele dafür sind die Hametmühle und Lexmühle zw. Leutzmannsdorf und Hermannsdorf, die Griesmühle südöstlich von Balldorf, sowie die Schleifermühle, Kirschbaummühle und Mittermühle südlich der Ybbs. Interessanterweise lagen diese Mühlen an einem Mühlbach, dessen Verlauf teilweise einem alten, noch heute erkennbarem, Grabensystem folgte. Dieses ist heute zwar großteils zugeschüttet, aber an Katastergrenzen, Flurrändern und Gehölzstreifen noch gut ersichtlich. Ebenso spiegelt die aktuelle Katastersituation, insbesondere die weitläufig geschwungene Gemeindegrenze entlang der Ybbs, den historischen pendelnden und furkierenden Charakter des Flusses wieder.

Die Bilder links veranschaulichen 3 Beispielstrecken