Folgende Schritte sind für ein erfolgreiches Cocooning notwendig:

Mutterfischfang:

Ausgangspunkt für ein erfolgreiches „Cocooning“ ist der Mutterfischfang. Die Laichtiere werden während der Laichzeit mittels Elektrobefischung gefangen. Es sollen, wenn vorhanden, die Geschlechtsprodukte von je 25 Männchen bzw. Weibchen entnommen werden, um die Mindestzahlen zum Aufrechterhalten der genetischen Variabilität einzuhalten und so Inzucht zu vermeiden. Bei den Mutterfischen darf keine Selektion nach äußeren Merkmalen erfolgen, alle laichreifen Individuen werden zur Vermehrung herangezogen (vgl. Holzer et al, 2004).

Transport der Mutterfische und Erbrütung der Eier in der Fischzucht:

Anschließend werden die Mutterfische in die Fischzucht transportiert und in den folgenden Tagen abgestreift. Von den Autoren wird vorgeschlagen, die Eibefruchtung jedenfalls von Fischzüchtern bzw. Personen mit entsprechender Erfahrung durchführen zu lassen, um optimale Befruchtungsraten zu erzielen. Da der Zeitpunkt der Laichreife oft schwer zu bestimmen ist und nicht alle Tiere zur selben Zeit laichreif sind, können die Mutterfische nötigenfalls auch hypophysiert werden. Als Hypophyse wird dabei die Gehirnanhangdrüse des Karpfens verwendet. Diese wird in einer Salzlösung aufgelöst, den Mutterfischen intramuskulär injiziert und leitet folglich die Laichreife ein. Ca. eine Woche später können die Geschlechtsprodukte gewonnen werden. Um den genetischen Ansprüchen der Weitervermehrung von Wildfischen gerecht zu werden, müssen die Schritte der „offenen Laichtierbewirtschaftung“ (z.B. Stichprobengröße, Geschlechterverhältnis, Durchmischung der Geschlechtsprodukte) auf jeden Fall berücksichtigt werden (vgl. Holzer et al. 2004). Nach der Befruchtung werden die so genannten „grünen“ Eier in der Fischzucht aufgelegt, bis sie das Augenpunktstadium erreicht haben. Grundsätzlich können die Eier auch innerhalb von 24 Stunden direkt nach dem Befruchten in die Boxen eingebracht werden, spätestens dann muss jedoch jede Bewegung oder Erschütterung der Eier bis zum Augenpunktstadium unterbleiben, während Augenpunkteier problemlos über einen längeren Zeitraum transportiert und gehandhabt werden können. Das Auflegen der Eier in der Fischzucht bis zum Augenpunktstadium reduziert die Aufenthaltszeit in der Brutbox. Dies hat einerseits den Vorteil, dass während der Zeit in der die Eier in der Fischzucht liegen Hochwasserschäden ausgeschlossen werden können. Andererseits nehmen wir an, dass die gewünschte Prägung an Laichplatz und Gewässer(homing) – eines der wesentlichsten Argumente für Cocooning – nicht vor dem Augenpunktstadium erfolgt.

Auswahl der geeigneten Stellen im Gewässer:

Bei der Auswahl der Cocooning-Plätze ist darauf zu achten, dass die abiotischen Parameter wie Fließgeschwindigkeit, Wassertiefe und Substrat einem natürlichen Laichplatz entsprechen.

Temperaturmessung / Dauerregistrierung:

Die Eientwicklung ist neben dem pH-Wert und dem Sauerstoffgehalt besonders stark von der Temperatur des Wassers abhängig. Die Eientwicklungsdauer wird in Tagesgraden angegeben. Die Tagesgrade ergeben sich aus dem Produkt der mittleren Wassertemperaturen und der Anzahl der Tage bis zum Schlupf (Temperatur x Anzahl der Tage). Diese Werte wurden in Laborversuchen bei konstanten Wassertemperaturen gemessen und sind daher nur Richtwerte für eine natürlich ablaufende Eientwicklung (keine konstanten Wassertemperaturen). Die empfindlichste Phase stellt die Eientwicklung bis zum Erreichen des Augenpunktstadiums dar (Äsche ca. 110 TG). Danach sind die Eier relativ unempfindlich und eine Kontrolle der Eientwicklung unproblematisch. Nach dem Schlüpfen ernähren sich die Fischlarven je nach Fischart eine bis mehrere Wochen lang hauptsächlich von ihrem Dottersack. Die Larven werden, wenn der Dottersack aufgebraucht ist, aus den Brutboxen entlassen. Um den genauen Schlupfzeitpunkt der Fischlarven zu ermitteln, werden Temperatursonden am Laichplatz eingebracht. Die Daten können mittels PC direkt vor Ort aus den Sonden ausgelesen werden.

Befüllen der Brutboxen:

Die Brutkammer wird vollständig mit Substrat aufgefüllt. Damit keine benthischen Fressfeinde in die Brutkammer gelangen, wird das sorgfältig gereinigte Substrat für einige Tage am Ufer zum Trocken aufgelegt. Dies gewährleistet, dass auch mikroskopisch kleine Eistadien benthischer Fressfeinde absterben. Die Größenfraktionen des verwendeten Kieses werden an die Ansprüche der Äsche angepasst.

Anzahl der Eier bestimmen:

Um Aussagen über den Erfolg der Methode mit den Brutkästen zu treffen (Überlebensrate, Mortalität) müssen die Eier vor dem Einbringen in die Brutkästen gezählt werden. Hierzu werden gängige Möglichkeiten der Eianzahlbestimmung verwendet (Brandstettersche Zählplatte, Messglas, Abwiegen).

Einbringen der Brutkästen in das Gewässer:

An den ausgewählten Stellen werden mit einem Spaten und einer Spitzhacke geeignete Gruben für die Brutboxen ausgehoben. Die Boxen werden derart positioniert, dass sie in einer Aufschüttung zu liegen kommen und durch die Verringerung der Wassertiefe, wie bei den natürlichen Laichplätzen, das Wasser in den Schotterkörper gedrückt wird. Dadurch wird den Eiern bzw. Larven genügend Wasser mit angereichertem Sauerstoff zugeführt. Je weiter die Entwicklung vom Ei zur Larve voranschreitet umso mehr Sauerstoff wird vom Organismus aufgenommen.

Freisetzen der Larven:

Sobald der oben beschriebene Zeitpunkt erreicht ist, werden die Boxen ausgegraben und in vorbereiteten Behältern geöffnet. Um die genauen Schlupf- und Überlebensraten festzustellen, werden die lebenden Larven, tote Larven sowie tote Eier gezählt. Diese Auszählung ist relativ zeitaufwendig und sollte aus wissenschaftlichen Gründen in den ersten Jahren bestmöglich dokumentiert werden. Werden jedoch aus Bewirtschaftungsgründen große Eizahlen verwendet, können die Schlupferfolge auch volumetrisch in Messzylindern bestimmt werden. Anschließend werden die Larven entlang der Uferlinie in seichte strömungsberuhigte Bereiche (Larvenhabitat) in unmittelbarer Nähe des Laichplatzes entlassen.