Jungwissenschafter der Uni für Bodenkultur suchen mit Drohnen die Laichplätze der Ybbs-Äsche. Diese neue Methode soll zeigen, wo sie ihre Eier ablegen und zu Jungfischen schlüpfen.

Dass solche ferngesteuerten Fluggeräte als Freizeitbeschäftigung aber auch in der Jagd und Landwirtschaft benutzt werden, ist ja weithin bekannt. Nun wollen Michael Grohmann und Lukas Kirchgäßner von der Boku Wien Drohnen verwenden, um bestimmte Fischarten an der Ybbs bei Amstetten beim Laichen zu beobachten. Gemeinsam mit dem Verein „Die Bewirtschafter“, der die Fischerei zwischen Hausmening und Amstetten betreibt, führen sie im Frühjahr ein neuartiges Projekt an der Ybbs durch. Der NÖ Landesfischereiverband unterstützt dieses einzigartige Vorhaben.

Im Frühjahr versammeln sich fast alle heimischen Fische an bestimmten Stellen zum Liebesspiel. Auch an der Ybbs schwimmen die sogenannten Frühjahrslaicher meist einige hundert Meter flussauf, um sich an ihren Laichplätzen einzustellen. Während sie im übrigen Jahr zumeist am Flussgrund oder in ihren Unterständen kaum auszumachen sind, tauchen sie an Flachstellen im Fluss plötzlich in Gruppen auf.

Die Wissenschafter konzentrieren sich auf zwei besondere Fischarten. Beide sind selten und gefährdet, beide üben für die Fischerei eine besondere Faszination aus. Huchen und Äschen sind auch für die Ybbs besondere Fische. Der eine gilt als der König der Salmoniden (der Lachsartigen) und erreicht mit einer Länge von bis zu 1,3 m eine wahrlich stattliche Größe. Der Huchen kommt in Österreich eigentlich nur mehr in drei Flüssen in guten Beständen vor. Neben der Pielach, der Mur und der Gail ist die Ybbs ein Hoffnungsgebiet für den Donaulachs, wie der Huchen auch genannt wird. Einzelne Angelfänge dieser Art geben Hoffnung, dass der Bestand auch an der Ybbs zunehmen könnte. Ohne genaue Kenntnisse zum Laichgeschehen können allerdings keine verlässlichen Aussagen darüber gemacht werden.

Dass die Äsche eine sogenannte Flagschiff-Art der Ybbs darstellt, ist dem Verein Rettet die Ybbs-Äsche zu verdanken. Seit Jahren kümmert sich der Verein um die bedrohte Schönheit. Aus dem Unterlauf war die Äsche über Jahrzehnte praktisch verschwunden. In den letzten 10 Jahren wird aber ein Wiedererstarken von den Bewirtschaftern gemeldet. Über ihre Laichplätze ist aber – gerade im Bereich zwischen Hausmening und Amstetten – noch sehr wenig bekannt, ebenso über die Flachstellen, wo die jungen Äschen ihre ersten Wochen verbringen.

Hier wollen die Lukas und Michael mit neuester Technologie Licht ins Dunkel bringen. Und tatsächlich: Auch dank der Mithilfe zahlreicher aufmerksamer Fischer konnten mit der Drohne wirklich Äschen und Huchen beim Laichen gefunden werden. Die hochauflösende Kamera an diesem Fluggerät macht’s möglich: Die genaue Anzahl der Tiere am Laichplatz, die ungefähre Wassertiefe und die Beschaffenheit der Gewässersohle können aus der Luft aufgenommen werden. Ohne Störung der Tiere bekommt man so einen Einblick in diese alles entscheidende Lebensphase – ohne natürliche Fortpflanzung gibt es keinen nachhaltigen Bestand. Zwei Laichplätze der Äsche im Bereich Winklarn und Hausmening mit rund 100 Äschen wurde Anfang April so genau aufgenommen. Der Donaulachs konnte im Bereich Kematen beobachtet und aus der Luft fotografiert werden.

Eine weitere Frage wollen die Jungwissenschafter beantworten: Gibt es in naturnahen Abschnitten der Ybbs mehr Fische und können sie dort besser ablaichen als in kanalisierten Abschnitten? Die Drohne surrt also nicht nur über den neu geschaffenen herrlichen Ybbsbereichen bei Winklarn sondern auch in einem begradigten, verbauten Abschnitt flussab von Amstetten.

Eine solche Untersuchung hat es an der Ybbs noch nicht gegeben. Man darf gespannt sein, was die Auswertungen ergeben – diese werden im Herbst vorliegen.