Durch den Rückgang des Lebensraums an der Ybbs und ihrer Zubringer verschwinden nicht nur Fische, sondern immer mehr Enten.

In der Ybbs samt ihren Zubringern ist es ruhig geworden. Ein Anblick der „launischen Forelle in einem Bächlein klare“ zählt leider schon zu den Raritäten. Seit Jahrzehnten ist die Ybbs zwar kristallklar, trotzdem verschwinden Forelle, Amphibien, Krebse und mittlerweile auch Wasservögel. Rund 20 Jahre schon beschäftigt sich der Verein „Rettet die Ybbsäsche“ mit umfangreichen Studien über Fauna und Flora sowie der Wasserqualität des Gewässersystem der Ybbs. Nach dem massiven Rückgang der Bachforelle und neuerdings auch von Enten und Amphibien zeigt sich der Verein besorgt über den Verlust an Biodiversität.

„Die Gründe dafür sind vielfältig. Ein wesentlicher Hauptgrund ist der stetig zunehmende Verlust von natürlichem Lebensraum. Mehr als 80 % des Ybbsflusses sind wasserbaulich verbaut und gelten in der EU-Wasserrahmenrichtlinien als „heavily modified“. Speziell in den letzten Jahren setzt sich dieser Trend auch bei den Zubringerbächen fort. Insbesondere die Bäche sind die wichtigsten „Kinderstuben“ für nahezu alle Ybbsfische und versorgen den Fluss mit Nachwuchs. Doch zunehmend verschwinden Versteckmöglichkeiten wie unterspülte Ufer, Wurzelstöcke im Wasser, Totholzansammlungen und eine dichte Ufervegetation. Im Sinne eines falsch verstandenen Hochwasserschutzes werden Bäche in mit großen  Wasserbausteinen gepflasterte Kanäle verwandelt. Durch die fehlende Schottersohle und die fehlenden Versteckmöglichkeiten sind schon Jungfische leichte Beute“, erklärt Leopold Hochpöchler, der Obmann des Vereins „Rettet die Ybbsäsche“.

Die Strukturarmut setzt sich besonders in der Ybbs fort. Die zahlreichen Stauräume sind unnatürliche, trogähnliche Gewässerabschnitte, wo sich unablässig der Schlamm aus verfaulten Blättern sammelt. Der Zersetzungsprozess in den oft meterdicken Schlammschichten zehrt den wichtigen, lebensnotwendigen Sauerstoff. Weder Fische noch Krebse oder Fischnährtiere können sich in diesem Substrat entwickeln. Gewässerbewirtschafter sind per Gesetz gezwungen, mittels Besatz einen Fischbestand aufrecht zu erhalten. Oftmals kommen diese Besatzfische aus Fischzuchtanlagen. Heimkehrer wie der Otter und Gänsesäger sowie Wintergäste wie der Kormoran haben mit diesen Besatzfischen in den strukturarmen Gewässerabschnitten leichtes Spiel. Wenige Wochen nachdem der Besatz durchgeführt wurde, sind die meisten Fische auch schon wieder verschwunden.

„Den mittlerweile zahlreichen auftretenden Ottern geht somit die Nahrungsgrundlage verloren. Dadurch ist der Otter gezwungen, weite Wanderungen in die Aufzuchtbäche zu unternehmen. Es wird beobachtet, dass sich der Otter immer mehr über die Krebsbestände in den Bächen hermacht und in der Ybbs vermehrt Wasservögel jagt. Neben den Eiern verschmäht der wendige Jäger auch die Jungenten nicht“, zeigt sich Hochpöchler über das veränderte Beuteschema besorgt. Das vom Verein „Rettet die Ybbsäsche“ immer wieder geforderte „Ottermanagement“ muss einhergehen mit einer stetigen Verbesserung der Gewässerstruktur. Nur eine intakte Struktur bietet Lebensraum für alle in der Ybbs lebenden Individuen.