Life-Projekt / Der Naturraum im Stadtgebiet wird zurückgegeben. Dadurch soll auch die Lebensqualität der Bürger steigen.

Mit dem Spatenstich für das Amstettner Ybbs-knie wurde in der Vorwoche der letzte Abschnitt des Life-Projekts Mostviertel-Wachau in Angriff genommen. Seit Jänner 2009 wird der Ybbs ja systematisch Raum zurückgegeben. Die Kosten von 6,7 Millionen Euro trägt zur Hälfte die EU.

Schon fertiggestellt wurden im Mostviertel die Ybbsschleife in Winklarn, die Ybbsschleife in Hausmening und auch die Fischaufstiegshilfe in Greinsfurth.

Das Vorhaben in Amstetten ist insofern einzigartig, als nirgendwo sonst mitten im Stadtgebiet eine derart umfassende Renaturierung vorgenommen wird. Bürgermeisterin Ursula Puchebner ist von dem Projekt sehr angetan: „Es wird dem Fluss durch einen Nebenarm mehr Platz eingeräumt. Das bringt mehr Lebensraum für die Tiere, aber auch mehr Lebensqualität für die Menschen, weil da ein neues Naherholungsgebiet entsteht“, sagte die Stadtchefin beim Spatenstich am Freitag. Damit würden die Fehler, die in der Vergangenheit mit der Regulierung der Flüsse begangen wurden, wenigstens teilweise wieder gutgemacht. „Leider waren erst Hochwasserereignisse mit massiven Auswirkungen nötig, um ein Umdenken zu bewirken“, betonte Puchebner.

Keine Sorgen brauchen sich die Bürger übrigens um den Ybbsuferweg machen – auch wenn Teile davon weggerissen wurden. „Das ist notwenig, weil neue Zugänge zur Ybbs geschaffen werden, sodass man leichter direkt zum Wasser kommt. Der Ybbsuferweg wird im Laufe des Projekts natürlich wieder hergestellt“, versichert die Bürgermeisterin. Mediale Falschmeldungen über einen Abriss des Weges hatten in der Vorwoche ja für Aufregung gesorgt.

Landesrat Stephan Pernkopf betonte, dass Naturschutzprojekte keine Grenzen kennen. „Denn es ist der Lebensraum aller Bürger in der EU. Die Renaturierung von Flüssen kommt letztlich allen zugute.“

45 Lifeprojekte wurden in den letzten Jahren in Österreich bereits in Angriff genommen – 20 davon in Niederösterreich. „Wir sind hier die Vorreiter und daher sind auch schon rund 80 Millionen Euro an EU-Geldern in unser Bundesland geflossen“, hob Pernkopf hervor.

Das Projekt „Amstettner Knie“

– Ziele des Life-Projekts sind die Herstellung der Fischpassierbarkeit sowie die ökologische Aufwertung des Flussabschnitts durch Einbau von Schotterbänken und Totholzstrukturen

– Bei Amstetten-Allersdorf wird rechtsufrig ein großzügiger Nebenarm im Auwald wiederhergestellt, der schon in der Mitte des vorigen Jahrhunderts bestanden hat. Dadurch wird der Ybbs eine dynamische Entwicklung mit Steil- und Flachufern ermöglicht. Solche Zonen werden an ausgewählten Uferabschnitten durch Rückbau der Steinwürfe ermöglicht.

– Zusätzlich werden zwei große Sohlrampen im Fluss fischpassierbar gemacht. Damit nicht nur seltene Arten des Flusses, sondern auch typische Au-Bewohner wie beispielsweise Amphibien von den Maßnahmen profitieren, werden auch Still gewässer angelegt. In Summe sollen die Verbesserungen einer Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten zugute kommen.

– Früher lebten in der Ybbs 36 Fischarten, jetzt sind es nur noch etwa die Hälfte und die meisten davon sind vom Aussterben bedroht. Das Life-Projekt erhöht ihre Überlebenschancen.

– Am linken Ufer wird die Zugänglichkeit zum Fluss für die Bevölkerung durch den Bau von Buhnen (kleine dammartige Bauwerke) verbessert und so wurden die Möglichkeiten zur Naherholung in der Stadt gefördert.

– Fertiggestellt wird das Projekt im Frühjahr 2004.

Von: NÖN/Hermann Knapp