Verschmutzung | Industrielle Landwirtschaft erschwere Bedingungen für Jungfische.

Eine „braune Suppe“ im Feketgraben löste Unruhe aus. Ein Fischer sorgte sich um die Wasserqualität, als er einen toten Fisch in der Nähe fand. Er schlug Alarm und rief die Polizei.

Auch der Verein zur Rettung der Ybbsäsche wurde verständigt. Obmann-Stellvertreter Leo Hochpöchler entnahm eine Wasserprobe, die zur Bezirkshauptmannschaft Amstetten gebracht wurde. Auch tote Fische in diesem Bereich wurden fotografiert.

Nach dem Anruf vorvergangene Woche informierte die Polizei Waidhofen den Journaldienst der Wasserabteilung, woraufhin eine Sachverständige aus Tulln eine Probe nahm. Das Ergebnis liegt bereits vor: unbedenklich. „Das war Silowasser, ein paar Meter weiter hat es sich schon verflüchtigt“, heißt es von Seiten der Polizei. „Auch der Hund des Bauers hat neben uns aus dem Wasser getrunken.“ Auch „Ybbsfreund“ Christoph Friesenegger wurde am besagten Wochenende informiert. „Heuer war der Boden noch feuchter als sonst als siliert wurde, deswegen konnte es nicht so leicht absickern.“ Er hätte sich die Lage zweimal angesehen und keinen toten Fisch gesehen.

Für Leo Hochpöchler ist der Fall nicht vom Tisch. „Solche Kleinstgewässer sind für den Fischbestand extrem wichtig“, sagt Hochpöchler. Grundsätzlich sei Silo ja nicht giftig, aber für die Fische eindeutig gefährlich. „Silagen sind stark nitrathaltig bzw. wird dem Wasser Sauerstoff entzogen.“ Bei einem nicht genormten Test, den er an Ort und Stelle noch am selben Tag durchführte, wurde eine Nitritbelastung von 0,8 mg/Liter festgestellt, „absolut tödlich für die Fische.“ Das Nitrit greife die Kiemen an, mittelfristig gehe der Fisch langsam ein. „Uns geht es nicht um die Bestrafung Einzelner, sondern um die Bewusstseinsmachung“, sagt Leo Hochpöchler. Solche Unachtsamkeiten hätten heute stärkere Auswirkungen als früher aufgrund der intensiven Landwirtschaft. „Für den Fischbestand sehe ich das problematisch, das fängt mit Spritzmitteln an und hört bei der Bebauung auf“, ist Hochpöchler überzeugt. Noch dazu fände man im Feketgraben auch ungeheuer viel Müll, unter anderem Plastik. „Eine Kurzzeitbelastung war auf alle Fälle gegeben“, sagt Hochpöchler. „Wir können nicht alles irgendwo hinschmeißen, wir sind ja nicht im Mittelalter!“

Der unabhängige Sachverständige Christian Mitterlehner vom Fischerei-Revierverband III kritisiert ebenso fehlendes Bewusstsein. „Wenn da tote Fische sind, kann man von Fischsterben sprechen“, stellt er unmissverständlich klar. „Selbst wenn einem die Fische egal sind, an Gesetze muss man sich halten“, ist er überzeugt.

Das Ergebnis der Wasserprobe, die auf die Bezirkshauptmannschaft nach Amstetten gebracht wurde, liege in etwa einer Woche vor, sagt der zuständige Beamte. „Solche Fälle kommen immer wieder vor“, erzählt Fritz Hinterleitner. Eine Frage, die bei bedenklichen Wasserproben gestellt werden müsste, ist auch, ob ein technisches Verschulden vorliegt – dann müsse man umbauen – oder ob vorsätzlich Gewässer verseucht wurde. „Es muss keine Absicht sein, häufig schwappt auch Mistsuppe wegen Starkregen in die Bäche“, sagt Hinterleitner. Ist ein Gewässer tatsächlich verschmutzt, komme es zu einer Verwaltungsstrafe.

Von: Julia Edermayr