INFORMATIV / Zahlreiche Waidhofner folgten der Einladung der EVN Naturkraft zum öffentlichen Infoabend am 15. Mai

WAIDHOFEN / Mit Spannung wurde die öffentliche Präsentation des Bewirtschaftungskonzepts, sowie des Kraftwerk-Umbaus Schütt mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von 9 Millionen Euro in Waidhofen/Ybbs erwartet. Die EVN möchte diesen Flussabschnitt zukünftig nach ökologischen Richtlinien betreuen. Ein Vorsatz, der vom Publikum durchaus positiv angenommen wurde. Zustimmung fand auch die Errichtung einer Fischaufstiegshilfe, die auch gesetzlich durch die Wasserrahmenrichtlinie der EU vorgeschrieben ist.
Allerdings, so wurde kritisiert, sei die Dotation der Fischaufstiegshilfe von 200 – 300 l/sec. viel zu wenig. Trotzdem hofft man auf Verbesserung der Artenvielfalt, derzeit sind von ursprünglich 16 verschiedenen Fischarten nur noch 6 Fischarten vorhanden.

Flussmorphologie derzeit noch in guter Qualität
Der derzeitige morphologische Zustand des betroffenen Ybbsabschnitt wurde von DI Klaus Berg als ausgezeichnet und sehr gut strukturiert bezeichnet. In Anbetracht der gewaltigen Bauarbeiten – es müssen 38.000 m3 Schotter, Felsen und Schüttmaterial, in der Flusslandschaft bewegt werden – wurde allerdings die Stimmung eher skeptischer.

Obmannstellvertreter des Vereins „Rettet die Ybbsäsche“, Ing. Leo Hochpöchler sieht durch die künstlichen Furtaufschüttungen eine Unterbrechung des natürlichen Geschiebetransports für die nächsten Jahre. Wenn der lebensraumschaffende Geschiebetransport im Bereich Schütt für die nächsten 10 – 15 Jahre zurück gehalten wird, ergibt sich ein Geschiebe-Defizit für die unteren Flussabschnitte. „Das müsste durch zusätzliche Schottereinbringung unterhalb der Kraftwerke kompensiert werden“, so Hochpöchler.

Baustelle erstreckt sich auf über 1,5 Kilometer
Die Baumaßnahmen sind im Bewirtschaftungskonzept berücksichtigt. Natürlich ist damit hoher Schwebstoffeintrag verbunden, die EVN versicherte aber, nicht in den Laichzeiten der Salmoniden zu bauen. Die Baustelle erstreckt sich wegen der Furtaufschüttungen auf rund 1,5 Kilometern. Dazu meinte DI Klaus Berg: „Selbstverständlich wäre es das Beste, die Baustelle so lokal als möglich zu gestalten!“, aber unter den gegebenen Voraussetzungen ist es notwendig dieses Pilotprojekt der Stauraumhinterfüllung umzusetzen.
Auch Dr. Jürgen Eberstaller ist sich der Problematik bewusst, und erwartet mit dem künstlichen Anheben des Flussbetts weniger Fließstrecke zu verlieren.

Umstritten ist der Einsatz von schnelllaufenden Turbinen
Das neue Kraftwerk soll Strom für 2.700 Haushalte liefern. Umstritten ist der Einsatz von schnelllaufenden Turbinentypen. Die Vertreter von „Pro Ybbs“ fordern den Einsatz von fischfreundlichen Wasserkraftschnecken ohne das Stauziel zu erhöhen, sowie die Revitalisierung des Stadtwehres. Der Obmann der Bürgerinitiative, Gerald Mevec meinte: „Wir sind nicht generell gegen die Wasserkraft, aber mit unserem ausgearbeiteten Konzept könnte man noch mehr Energie gewinnen, ohne Verlust von Naturräumen!“.

Von: NÖN Niederösterreichische Nachrichten