Der Verein „Rettet die Ybbsäsche“ lud Fischereibewirtschafter der Ybbs, Wasserbauabteilungen, verschiedenster Naturschutzorganisationen, die Universität für Bodenkultur und Fischereirevierverbände zum Treffen.

Geschiebeproblematik verschärft sich
Nach einem Aktivitätenüberblick des Vereins „Rettet die Ybbsäsche“ im Jahr 2008 durch Obmannstellvertreter Ing. Leo Hochpöchler wies er darauf hin, dass die nachhaltige Sicherung der Fischbestände wie Äschen, Huchen und Nasen an der Ybbs durch den Geschiebehaushalt wesentlich beeinflusst wird. Für den Verein „Rettet die Ybbsäsche“ wird diese Thematik zusätzlich zu den Bestandsicherungsmaßnahmen wie Cocooning und Fischbesatz einen wesentlichen Arbeitsschwerpunkt für die Zukunft darstellen. Der durch unzählige Querbauten wie Kraftwerke und Sohlschwellen unterbrochene Geschieberückhalt, sowie eine fragwürdige Geschiebeentnahme im Oberlauf  führen zu einer Vielzahl von Problemen für Mensch und Tier. Während in den oberen Flussabschnitten der Geschiebeabtransport durch geringe Wasserführung (Restwasser zwischen Göstling und Opponitz) ins Stocken geraten ist, und die Flusssohle sich stetig hebt, leidet der Ybbsunterlauf an einem massiven Geschiebedefizit und gräbt sich ein.  Die Auswirkungen sind einerseits eine gesteigerte Hochwassergefahr im Oberlauf und andererseits eine fehlende Reproduktionsfähigkeit der Fischbestände und Fischnährtiefe im Unterlauf und ein stetig sinkender Grundwasserspiegel.

Verschmutzung der Ybbs durch Müll
Zwar werden mit enormen Aufwand alljährlich Reinigungsaktionen an der Ybbs und ihren Zubringern durch Fischer, Naturschützer und Gemeinden abgehalten, bis zu 60 m3 Müll werden jährlich aus der Ybbs gezogen. Die Vereine als auch die Bewirtschafter fordern wirksame Maßnahmen einerseits zur Müllvermeidung, aber auch eine Mithilfe der Kraftwerksbetreiber. Müll, der sich in den Rechenanlagen sammelt, sollte fachgerecht entsorgt, und nicht über die Staumauer in den Unterwasserbereich gekippt werden. Eine Änderung der Bescheide der Behörden wäre hier erstrebenswert.

Die Kraft der Visionen
Über erste Schritte in der Lebensraumverbesserung berichteten Dr. Erhalt Kraus und Ing. Dieter Stadlbauer. Als Beispiel für die Kraft der Visionen bezeichnete Dr. Erhard Kraus das von der Bürgerinitiative „Pro Ybbs“ und Verein „Rettet die Ybbsäsche“ erstellte Renaturierungskonzept. Drei der damals vorgeschlagenen Renaturierungen im Großraum Amstetten werden innerhalb der nächsten Jahre im Rahmen eines EU-geförderten LIFE-Projekts umgesetzt.
Projektträger ist das Amt der Niederösterreichischen Landesregierung, Abteilung Wasserbau, Kofinanzierer sind die Stadtgemeinde Amstetten, die Stadtwerke Amstetten und der NÖ Landesfischereiverband, via donau, BMLFUW, LANIUS, NÖ Landschaftsfonds und die NÖ Bundeswasserbauverwaltung.

Drei Projekte werden an der Ybbs verwirklicht:
– Die Fischwanderhilfe beim Kraftwerk Greinfurt
– Aufweitung der Ybbs bei Winklarn
– Schaffung von Nebenarmen bei Hausmening

Wasserentnahme für Kraftwerk Mirenau
Ein langjähriges Problem an der Ybbs im Bereich St. Georgen/Reith und Kogelsbach wurde unter wissenschaftlicher Leitung in Angriff genommen. Bei der Wehranlage Göstling werden bis zu 95 % des Flusswassers der Ybbs entnommen und über ein Stollensystem dem Kraftwerk Opponitz zugeführt. Bei extremen Niedrigwasser mutiert der wasserreiche Voralpenfluss zum Rinnsal. DI Manuel Hinterhofer von der Universität für Bodenkultur stellte die Vorgangsweise dieser Restwasserstudie vor. Für den Frühling des Jahres 2009 erwartet man erste Ergebnisse der Wienstrom AG, wieviel Wasser zukünftig mindestens im Fluss verbleiben soll.

Kein künstlicher Besatz an intakten Fließgewässern
Der Verein „Die Bewirtschafter“ wurde durch DI Günther Unfer vorgestellt. Ziel des Vereins ist es, ausschließlich die natürliche Reproduktionskraft der Fließgewässer zu nutzen. Vorausgesetzt wird natürlich ein sensibler Umgang mit dem Gewässer und eine stark beschränkte Fischentnahme. Die Bewirtschafter betreten hier neue Wege einer nachhaltigen und natürlichen  Nutzung der Ybbs.

„Im Sinne einer nachhaltigen Nutzung soll ein revierübergreifendes Handeln im Vordergrund stehen!“ fordert DI Günther Unfer abschließend.

Weitere Fotos finden Sie hier: Bilergalerie Bewirtschaftertreffen 2008

Die Vorträge können Sie hier downloaden:

Vereinsaktivitäten 2008 – Obmannstellvertreter Ing. Leo Hochpöchler

LIFE-Projekt Mostviertel/Wachau – DI Erhard Kraus

Restwasserstudie Kraftwerk Opponitz – DI Manuel Hinterhofer

„Die Bewirtschafter“ – DI Günther Unfer

Von: NÖN Niederösterreichische Nachrichten