Fisch des Jahres 2011 – kaum von Österreichs 450.000 Petrijüngern zum Fisch des Jahres erklärt, wird die Äsche in den Strudel des Aussterbens gerissen.

Vielerlei Gründe hatten zum Rückgang der Äsche geführt. Aber alle Ursachen waren und sind vom Menschen verursacht. Begonnen hat es mit der Begradigung und Regulierung der Flüsse. Mit dem Zurückgehen der Nebenrinnen, Sandbänke und Buchten verschwanden die Kinderstuben, die Äschenbestände gingen kräftig zurück. Mitte des 19. Jhts. Traten dann die Wasserkraftwerke ihren Siegeszug an. Die Fischbestände litten extrem darunter, die Äsche aber ganz besonders.
In vielerlei Hinsicht sprechen wir vom Drei-Säulen-System. Bei der Äsche stimmt das leider auch im negativen Sinn. Der dritte durch den Menschen verursachte Schaden ist der völlig überzogene Schutz des Kormorans. Seit diese Fischfresser über alle Maßen geschützt werden und die Bestände ins schier Unermessliche anwachsen, brechen die Äschenbestände vollständig zusammen. Schon vor 10 Jahren war es sehr schlecht um die Äsche bestellt. In vielen Gewässern ist dieser Fisch mittlerweile effektiv bedroht oder sogar verschwunden. Nur ein Beispiel aus der Studie im Auftrag der Steirischen Landesregierung: in der Enns hatten die Kormorane in nur 4 Jahren 99 % der Äschen vernichtet. Bevor es zu spät ist, wollen wir die Äsche allen Involvierten nochmals in Bewusstsein rufen.

Zwei Unterarten in Österreich
Bei uns in Österreich gibt es sogar biologische Unterschiede bei dieser Fischart. Die Literatur unterscheidet bei uns eine Innäsche und eine Drauäsche. Das sind tatsächlich zwei Unterarten, die erstere hat blaugraue Flossen, die zweite rötliche. Mittlerweile können wir das sogar per DANN-Untersuchungen darstellen. Unsere Äschenbestände waren während der Eiszeit eingewandert. Diese beiden Unterarten entstanden nach der Eiszeit. Vom Inn nach Osten münden alle unsere Flüsse innerhalb von sagen wir 400 km in die Donau. Obwohl den Äschen keine Wanderungen nachgesagt werden, haben Markierungen gezeigt, das sie sehr wohl sogar weite Wanderungen durchführen. In einem Voralpenfluss markierte Äschen wurden wenig später in einem anderen Voralpenfluss registriert. In all diesen Flüssen fand über die Donau immer wieder ein gelegentlicher Genaustausch statt.
Anders im Süden Österreichs. Die Mur fließt in die Drau, die in Serbien in die Donau mündet. Von Serbien über die Donau bis zu uns dürfte nach Ende der Eiszeit für Äschen zu weit gewesen sein. Und so haben sich eine nördliche (Inn) und eine südliche (Drau) Variante entwickelt.
Es gibt eine weitere österreichische Besonderheit. Die Färbung und Pigmentierung der Äsche wurde bereits oft beschrieben, ich darf trotzdem aus der Diplomarbeit von Alexis Dujmic zitieren: entlang des Körpers ziehen sich zickzack-formige Linien, meistens orange getönt, die durch Pigment an den Schuppenrändern gebildet werden. Entlang dieser Linien kann auf der Körpervorderseite eine mehr oder weniger große Zahl an schwarzen, blauirisierenden rundlichen oder ausgezackten Pigmentflecken auftreten. Die sind innerhalb der Population sehr variabel, bei den einzelnen Individuen aber konstant, sodass sie wie Markierungen zur Erkennung der jeweiligen Fische herangezogen werden können. Aber jetzt kommt´s, Dujmic zitiert eine Arbeit Persats aus 1982: Die österreichischen Äschen gehören mit teilweise über 200 Pigmentflecken zu den Äschen mit den meisten Flecken.

Äschen leiden unter steigenden Temperaturen
Der Klimawandel setzt diesen Salmoniden ebenfalls zu. In immer kürzeren Abständen treten sogenannte Tropensommer auf, die Wassertemperatur steigt weit über die für Äschen noch verträglichen 18°C. Äschen, Forellen und Huchen suchen in grundwassergespeisten Gumpen Schutz. Leider gibt es auch dumme Menschen, die mit Gejohle ausgerechnet dort immer wieder ins Wasser springen. Die Fische flüchten vor diesem Toben stromauf und stromab und ersticken im zu warmen Wasser.
Kaum bekannt wird sein, dass Äschen nicht nur in den Donauzubringern leben, sondern auch in der Donau selbst. Als vor etlichen Jahren das DoKW Freudenau in Betrieb genommen wurde, haben Ichthyologen in den Reusen der Fischaufstiegshilfe Äschen gefunden. Diese Äschen lebten im Strom bei Wien. Das war selbst für die Wissenschaftler eine Riesenüberraschung. Übrigens hatte man beim nächsten DoKW stromauf, in Greifenstein, früher sogar Strömer festgestellt. Sowohl Äschen wie Strömer sind Fische des Freiwassers und suchen keine Deckung auf. Durch die Kormoraneinfälle sind diese Fische an den genannten Standorten verschwunden.
Nur in ökologisch funktionierenden Flusslebensräumen wird es langfristig möglich sein, die Äsche als wichtigen Teil unserer Natur zu schützen und zu erhalten.

Von: Helmut Belyanecz, ÖKF