Chemiecocktails belasten unsere Welt unter Wasser

„Wasser“ ist das Jahresthema 2014 von„Mutter Erde braucht dich“, der Informations- und Spendeninitiative des ORF und Umweltschutz-NGOs Österreichs. Weitere Infos und das Programm finden Sie auf der ORF-Teletextseite 320.

GLOBAL 2000 hat dies zum Anlass genommen und eine umfassende Untersuchung „Wie sauber ist unser Wasser wirklich?“ gestartet. Es wurden Stichproben aus Flüssen, Bächen und Hausbrunnen quer durch Österreich entnommen. Analysiert wurde das Wasser auf Chemikalien aus Industrie, Haushalt und Landwirtschaft, darunter Weichmacher aus der Plastikherstellung, Arzneimittelrückstände und Pestizide. Die Ergebnisse sind regional sehr unterschiedlich – und zum Teil auch besorgniserregend.

Wie sauber ist unser Wasser nun wirklich?

Dieser Test von Global 2000 bestätigt unsere oftmaligen Warnungen, dass unsere Unterwasserwelt von Chemikaliencocktails akut bedroht sind:
In 22 von 42 untersuchten Flüssen in Österreich wurden 60 verschiedene Pestizide nachgewissen. 15 davon gelten als homornell wirksame Chemikalien, die mit Missbildungen bei Fischen in Verbindung gebracht werden. Es sind oft nicht die Einzelkonzentrationen, die gefährlich sind, sondern die Mixtur und Kombinationswirkung ist vielfach ungeklärt.

Die EU-Wasserrahmenrichtlinie blendet Pestizide aus

Bis 2015 müssen alle europäischen Gewässer einen guten ökologischen und chemischen Zustand aufweisen, so will es die Zielvorgabe der EU-Wasserrahmenrichtlinie. Die Bewertung des chemischen Zustands erfolgt anhand einer Liste prioritärer Stoffe, die im Rahmen der Gewässerüberwachung untersucht werden müssen. Doch von den gefundenen 60 Pestiziden, sind gerade einmal vier in der Wasserrahmenrichtlinie geregelt. Und obwohl im 2. Nationalen Gewässerbewirtschaftungsplan eine (geringfügige) Erweiterung dieser Liste geplant ist: Die restlichen sind bis jetzt de facto für die chemische Wasserqualität irrelevant,  sie  müssen weder untersucht werden, noch existieren Umweltnormen oder Grenzwerte für ihre Konzentration in Gewässern.

Arzneimittelrückstände, Zuckerersatzstoffe und PVC-Weichmacher hinterlassen Spuren

„Wie wir leben, hinterlässt  Spuren in der Umwelt“, erklärt Dr. Karl Kienzl, stv. Geschäftsführer des Umweltbundesamtes. In unserer Gesellschaft werden eine Vielzahl von Chemikalien, Pestiziden, Bioziden, Lebensmittelzusatzstoffen oder Arzneimittelwirkstoffen in Haushalten, Industrie und Gewerbe oder in der Landwirtschaft verwendet und können nach ihrer Verwendung in das Abwasser und über das Abwasser in Fließgewässer und das Grundwasser gelangen.

Zum Schutz der Gewässer fordern GLOBAL 2000, das ÖKF und Umweltschutzorganisationen:

 

  1. Die Belastung von Gewässern durch Schadstoffe, die herkömmliche Kläranlagen passieren können, insbesondere durch Arzneimittelwirkstoffe, muss in Hinblick auf ihr Ausmaß und ihre Wirkungen auf das Ökosystem genauer erforscht werden.
  2. Zum Schutz von Gewässern vor Pestizideintrag sollten Abstandsstreifen, Baumreihen und Heckengeschaffen werden.
  3. Ein umfassendes Monitoring der Pestizidbelastung in Österreichs Gewässern sowie ein Monitoring der Effekte muss eingeführt werden.
  4. Förderprogramme für den Verzicht auf Neonicotinoide und Glyphosat sowie der schrittweiser Ausstieg aus hormonell wirksamen Pestiziden sind vorzusehen
  5. Einführung einer Pestizidsteuer mit Zweckwidmung für die Folgekosten, die durch den Pestizideinsatz verursacht werden.

Unser Positionspapier „Gefährliche Stoffe – Mikroschadstoffe und deren Cocktails gefährden unser Wasserwelt“ finden Sie hier: Gefährliche Stoffe

Von: ÖKF/Sonja Behr