Verschiedenste Bautypen ermöglichen die Wanderung von Ybbsfischen

Sogenannte Fischwanderhilfen sorgen dafür, dass Wehranlagen für Fische wieder passierbar werden. Sie können so die Kontinuumsunterbrechungen, die Kraftwerke in Fließgewässern darstellen, zum Teil wieder ausgleichen.

Beinahe alle heimischen Fischarten führen im Laufe ihres Lebens Wanderungen durch. Sei es um zu einem Laichplatz aufzusteigen, Einstände bei Hochwässern aufzusuchen oder im Winter in ruhige Zonen (z.B. Neben- und Altarme, tiefe Gumpen, etc.) zu gelangen. Auch kleinräumige Ortsveränderungen im Zuge der Nahrungsaufnahme werden immer wieder beobachtet.

In der Ybbs kommen sowohl sogenannte Mittelstreckenwanderer (Nasen, Barben) als auch Kurzstreckenwanderer (Bachforellen, Äschen) vor. Während letztgenannte Strecken von wenigen Kilometern zurücklegen, sind bei Barben und Nasen Wanderungen von über 300 km belegt.

Fischwanderhilfen stellen Hilfsmittel für flussauf gerichtete Wanderungen dar. Flussab gerichtete Wanderungen vermögen Fischwanderhilfen bei konventionellen Kraftwerksanlagen nur sehr schlecht gewährleisten. Bei alternativen Kraftwerkstypen (Archimedische Schnecke, Gravitationskraftwerke, etc.) ist mit einer deutlich verbesserten Rückwanderung (abwärts gerichtet) zu rechnen.

An der Ybbs wurden in den letzten Jahren verschiedene Bautypen eingesetzt:

Naturnahe Umgehungsgerinne:
Am sogenannten „Wüsterwehr“ in Kemmelbach ist eine derartige Fischwanderhilfe errichtet worden. Im Zuge des Umbaus des Kraftwerkes entstand im Auftrag der E-Werk Wüster KG ein 463 m langes Umgehungsgerinne, das einen Höhenunterschied von ca. 7 m in Form von 55 Becken überwindet. Derzeit wird diese Anlage von den Planern (Büro ezb TB Eberstaller) auf seine Funktionsfähigkeit überprüft.

Tümpelpass:
Dieser Bautyp ist eine Aneinanderreihung von mehr oder weniger großen Becken, die so den Höhenunterschied der Wehranlage überwinden.  An der Dorfmühle bei Kematen wurde im Zuge eines Umbaus (inkl. starker Stauzielerhöhung) einer alten Wehranlage im Jahr 2003 dieser Typ am linken Ufer errichtet.
Auch an Ybbs-Zubringern werden aktuell Fischwanderhilfen in dieser Ausführung errichtet:
Im Zuge des Hochwasserereignisses im März 2005 wurde die Wehranlage der Firma Riess in Ybbsitz zerstört. Im Rahmen der Wiederherstellung errichtete der Kochgeschirr-Hersteller einen naturnah ausgestalteten Tümpelpass mit 15 Becken (2 – 4 m Durchmesser pro Becken, bis 1 m Tiefe).

Vertical Slot:
Dies stellt eine rein technische Ausführung einer Wanderhilfe dar. Becken in einer betonierten Rinne werden über bis zum Boden reichende senkrechte Schlitze („vertical slots“) miteinander verbunden. In beengten räumlichen Verhältnisse ist dieser Typ das Mittel der Wahl. Auch bodenorientierte Kleinfische (Koppe) können diese Wanderhilfe durchschwimmen – der Boden ist durchgehend mit Schotter ausgelegt.
Dieser Bautyp wurde an der Wehranlage der Fa. Mondi BP in Kematen realisiert.

Von: Stefan Guttmann

Fotos zu den verschiedenen Bautypen finden sie hier: