Reger Meinungsaustausch – Die Gewässerverschmutzung und der Fischbesatz standen im Mittelpunkt der Diskussionen.

Seit der Vereinsgründung im Jahr 2000 war Ing. Erwin Forster Obmann des Vereins „Rettet die Ybbsäsche“. Bei der Generalversammlung am 20. November in der Volksbank Waidhofen hat der „Vater der Ybbsäschen“ jedoch seinen Platz an Mag. Stefan Guttmann übergeben. Der Biologe wurde einstimmig zum neuen Obmann gewählt. Die Erhaltung der letzten Fließgewässer und eine kontinuierliche Strukturverbesserung der Ybbs samt seiner Zubringer zählen zu den wesentlichen Zielen des neuen Vorstandes. Kritische Themen wurden beim anschließenden Bewirtschaftertreffen angesprochen.

Starker Rückgang der Fischpopulation
In seinem Überblick über die letztjährigen Vereinsaktivitäten beschreibt Obmann-Stellvertreter Ing. Leo Hochpöchler die Verschmutzung der Ybbs und ihrer Zubringer als nach wie vor problematisch. „Das größte Problem sind Kunststofffolien und Säcke aus der Landwirtschaft, welche bereits 90 % der gesammelten Müllmenge darstellen“, beschreibt er die aktuelle Situation. „Wir stehen jedoch erst am Anfang einer dramatischen Entwicklung: Von der Witterung und vom Geschiebe der Flüsse  zu winzigen Granulaten zermahlen, übersteht der Plastikmüll tausende Jahre. Voll gesaugt mit allgegenwärtigen Toxinen und Schwermetallen, treten diese Polymere über Würmer, Larven und Fische schließlich in die Nahrungskette von Tier und Mensch“.
„Das letzte Jahr war für den Fischbestand eher katastrophal“, berichten die Bewirtschafter der Ybbs. Schuld daran sind der Kormoran, stetig steigende Wassertemperaturen – vor allem in den Stau- bzw. Restwasserstrecken, immer wieder getätigte Baggerungen selbst zur Laichzeit und fehlender Schotter für Laichgruben. In der Ybbs unterhalb des Kraftwerks Göstling sammelt sich durch fehlenden Weitertransport (Restwasserstrecke) zuviel Feinschotter und Sand,
dieser Schotterkörper verklebt und gefährdet so den Bestand an Jungfischen und Fischnährtieren. Ein anderes Bild zeigt sich im Unterlauf, wo der lebensspendende Schotterkörper zum Teil völlig fehlt. Grund dafür sind Kraftwerke, welche das Geschiebe nicht durchlassen, sowie die vielen Sohlstufen. Eine natürliche Reproduktion ist dort nicht mehr möglich.

Cocooning: Welcher Fischbesatz ist sinnvoll?
„In Revieren, wo sich die Fische nicht mehr selbst reproduzieren können, muss der Mensch nachhelfen. Der Besatz mit fangfähigen Fischen sollte jedoch kritischer hinterfragt werden, da diese Tiere nie lernten, sich selbst mit Futter zu versorgen. Weiters ist anzunehmen, dass diese Fische mit den Rahmenbedingungen in Wildgewässern schwer zurechtkommen“, erklärte Biologe Georg Holzer in seinem Vortrag. Natürlicher Besatz, wie das „Cocooning“, welches auch vom Verein „Rettet die Ybbsäsche“ gefördert wird, steht oft im Spannungsfeld zu fischereilichen Interessen, wo möglichst viele fangfähige Fische erwünscht sind.
„Fischbesatz an der Ybbs ist wichtig und notwendig. Die Bewirtschafter der Ybbs wissen jedoch um die Bedeutung von ybbs-stämmigen, gut angepassten Besatzfischen, und sind auch bereit, dafür mehr auszugeben!“, freut sich Obmann Mag. Stefan Guttmann.
Von: NÖN Niederösterreichische Nachrichten

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