GASTKOMMENTAR von Walter Maderer, Arbeiterfischereiverein Graz

Auch im Zusammenhang mit geplanten Kraftwerken wird uns von der E-Wirtschaft immer wieder suggeriert, dass Wasserkraft sauber sei. Die Wirklichkeit schaut aber ganz anders aus:

Ohne Rücksicht auf die katastrophale ökologische Auswirkung steht uns seitens der E-Wirtschaft der Totalausbau der Wasserkraft bevor. Die Verbauung der letzten freien Fließstrecken ist als ökologisches Desaster anzusehen. Dadurch werden funktionierende Ökosysteme zu Technosystemen degeneriert.

Wasserkraftwerke verändern die Charakteristik von frei fließenden Wasserläufen drastisch: Sie stellen für Fische unpassierbare Hindernisse dar und verhindern für viele Arten notwendige Wanderungen zu ihren Laichgebieten – hauptsächlich Bächen mit Kiesgrund. So genannte „Fischaufstiegshilfen“ können nicht von allen Fischen angenommen werden und sind deshalb nur eine kleine Hilfe. Flussabwärts führt nur der tödliche Weg durch die Turbinen. Bei Gewässerabschnitten oberhalb der Staumauern kommt es auf Grund der Abnahme der Fließgeschwindigkeit zu einem Temperaturanstieg und damit verbunden zu einer Abnahme des Sauerstoffgehalts. Außerdem ist hier die Gewässersohle von meterdicken Schlammschichten bedeckt. Für die meisten Arten sind diese Abschnitte als Lebensraum völlig ungeeignet.

Diese Schlammschichten entstehen dadurch, dass sich durch die Minderung der Fließgeschwindigkeit in den Stauräumen das sogenannte Geschiebe (vom Fließwasser transportiertes Geröll, Flussschotter, Sande…) absetzt. In kurzen Zeiträumen füllen sich die Stauräume über weite Strecken mit meterdicken Faulschlammdeponien, die in immer wiederkehrenden Abständen entfernt werden müssen. Das passiert durch Stauraumspülungen. Dabei werden zigtausende Tonnen Faulschlamm in kürzester Zeit wieder an den Fluss zurückgegeben, das wiederum die Auslöschung eines Großteils der gesamten Biomasse unterhalb der Kraftwerke bedeutet. Jede Ritze, jede Schotterbank wird durch den Schlamm auf viele Kilometer zugekleistert, jedes Leben erstickt. Übrig bleiben trost- und leblose Unterwasserwüsten.

Ein Totalausbau der Wasserkraft bedeutet somit das Ende natürlich reproduzierender Fischpopulationen, wie Äsche, Huchen und anderer Arten, die auf der roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten zu finden sind.

Fotodokumentation einer Stauraumspülung

Von: Walter Maderer