Verein Rettet die Ybbsäsche organisierte ein Treffen mit sämtlichen Interessensgruppen rund um die Ybbs, um das Verschwinden der Bachforelle zu beleuchten. 

„Fische in freier Natur, die in einem intakten Lebensraum beheimatet sind, werden normalerweise nicht krank“, begann Eva Lewisch, die erste Referentin des Abends und Fachtierärztin für Fische an der Veterinärmedizinischen Universität in Wien, ihren Vortrag über die von Krankheiten bedrohten Bachforellen. Eingeladen hatte der Verein Rettet die Ybbsäsche zu einem Bewirtschaftertreffen in das Gasthaus Kirchenwirt nach Opponitz, der Heimat des Vereins. Der Saal war bis auf den letzten Platz besetzt, so groß war das Interesse an diesem Thema. Eva Lewisch erklärte die verschiedenen Krankheiten und deren Erreger. Speziell die winzigen Moostiere und der Wasserschimmel seien hier zu nennen. Hier könne man nur vorbeugend wirken, indem man Angelausrüstung nicht von einem zum anderen Gewässer transferiert sowie die Angelausrüstung trocknet und desinfiziert. Lewisch bat die Besucher des Treffens, auffällige Fische sofort an ihr Institut zu senden, um den Ursachen des Bachforellensterbens auf die Spur zu kommen. Erwärmung der Flüsse großes Problem Die Tierärztin ist davon überzeugt, dass die Erwärmung der Flüsse eine der Hauptursachen für das Fischsterben sei. Neben den heißen Sommern seien speziell Flussverbauungen sowie das Fehlen bzw. das Entfernen von Ufergehölzen Gründe für die hohen Wassertemperaturen. Im warmen Flusswasser – in der Ybbs wurden bis zu 24 Grad Celsius gemessen – gäbe es nicht mehr ausreichend Sauerstoff.

Jede Bewegung der Fische koste ihnen Kraft und die zahlreichen Badegäste beunruhigen die Flussbewohner zusätzlich. Ein weiteres Problem seien ständige Baggerungen in der Ybbs – kaum ein Jahr vergehe, in dem nicht eine Flussbaustelle den Lebensraum der Fischnährtiere zerstört. So wurde auch berichtet, dass die Mühlkoppe, die früher unter jedem Stein gefunden wurde, ebenfalls nahezu verschwunden sei.

„Eigene Besatzfische sind vorzuziehen“

Landesfischermeister Karl Gravogl gab in seinem Vortrag wertvolle Ratschläge zu Besatzmaßnahmen: „Beim Besatz sind eigene, bodenständige Fische vorzuziehen. Eimaterial und Setzlinge sind die bessere Wahl. Außerdem darf man nicht immer nur die Wünsche der Fischer befriedigen, sondern soll das Besatzmaterial, das dem Gewässer guttut vorziehen.“ Angesichts der hohen Mortalitätsrate der eingesetzten Besatzfische gibt es seitens des Landesfischereiverbands in Zukunft keine Besatzförderung mehr. „Zuerst müssen Revitalisierungsmaßnahmen in Angriff genommen werden. Der Lebensraum der Fische muss verbessert werden. Hier werden wir Förderungen prüfen.“ Entgegen der allgemeinen Überzeugung plädierte Gravogl für den Fischbesatz im Frühling: „Im Frühling, wenn die Natur im Aufbruch ist, verkraften die Fische den Besatz viel besser.“

Projekt für Erhalt der Bachforelle

Ein interessantes Projekt stellte Patrick Schmidtkunz vor. Die Familie Schmidtkunz plane den Bau einer neuen Fischzuchtanlage im Gut Hohenlehen. In mehreren Teichen sollen sowohl Speise- als auch Besatzfische gezüchtet werden, wobei die Aufzuchtbecken streng getrennt werden. Patrick Schmidtkunz ist davon überzeugt, mit diesem Projekt einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Bachforelle in der Ybbs leisten zu können: „Die Teiche sind alle in der Nähe der Ybbs, es gibt keine langen Transportwege.“ Im Anschluss an die Vorträge gab es rege Diskussionen rund um den Bedarf an Besatzfischen, aber auch Probleme mit Fischräubern kamen zur Sprache.