Grosse weisse Pilzflächen überall am Körper der Fische: Dieses Bild bietet sich auch diesen Frühling in vielen Schweizer Flüssen. Sogar mehr denn je. Im Rhein ist sogar der Äschenbestand vom Aussterben bedroht. Der Schweizerische Fischerei-Verband SFV will mit einer Informationskampagne die Übertragung der Pilzkrankheit eindämmen.

«Das tut jedem Naturfreund und jedem Fischerherz weh», sagt Samuel Gründler, Biologe beim Schweizerischen Fischerei-Verband SFV. Er meint die Fische, die von einer dicken Pilzschicht hauptsächlich an Kopf und Flossen befallen sind. Es handelt sich um den aggressiven, leicht übertragbaren Pilz Saprolegnia (siehe Box). Der Pilz kann sich auch innerhalb des Körpers verbreiten und führt häufig zum Tod der Fische. Für die Menschen besteht kein Risiko.

Sterben Äschen  im Rhein aus?

Zum ersten Mal wurde die besonders tödliche Variante Saprolengnia parasitica im Doubs nachgewiesen – aber auch in Birs, Areuse, Aare, Rhein und weiteren Flüssen. Dramatisch ist die Situation aktuell im Rhein bei Schaffhausen. Seit drei Wochen wird eine massive Häufung von verpilzten Fischen – mehrheitlich Äschen – festgestellt. Die geschwächten Fische sammeln sich an ruhigen Stellen in Ufernähe. «Sie sind so stark geschwächt, dass sie nicht überleben werden», befürchtet Gründler. Besonders schockierend ist, dass die Pilzkrankheit neu auch bei Jungfischen ausbricht. Früher waren es grössere Fische, die von der Fortpflanzung geschwächt waren. Der Äschenbestand hat sich seit dem Hitzesommer 2003 noch nicht erholt. Der Ausbruch dieser neuen Pilzinfektion droht nun die jahrelangen Bemühungen der Fischer zum Wiederaufbau des Äschenbestandes zu unterlaufen.

Infokampagne des Fischerei-Verbandes

Der Schweizerische Fischerei-Verband tut alles gegen die Ausbreitung der Pilzkrankheit. Die Übertragung kann auf natürlichem Weg via Wasservögel, aber auch durch Stiefel, Fischereigeräte, Besatzfische, Kanus oder Boote erfolgen. Deshalb müssen Fischer oder andere Benutzer der Flüsse mit Krankheiten alle Gegenstände und Materialen desinfizieren, bevor sie in ein anderes Gewässer wechseln. Der Schweizerische Fischerei-Verband hat für Fischer auf Infokarten und Plakaten Verhaltenstipps formuliert und erwartet von Behörden eine proaktive Kommunikation.        Kurt Bischof

3 goldene Regeln

Der Schweizerische Fischerei-Verband hat auf Infokarten und Plakaten drei goldene Regeln für Fischer formuliert, um die die Übertragung der Pilzkrankheit zu vermeiden:

  • Kein Wasser, keine Fische zwischen verschiedenen Gewässerabschnitten transportieren
  • Alle Angelgeräte und Wathosen/Stiefel vor dem Fischen an einem anderen Gewässer trocknen und desinfizieren
  • Nur Köderfische verwenden, die aus dem befischten Gewässerabschnitt stammen

Was ist das für ein Pilz?

Der Pilz Saprolegnia kommt natürlicherweise in unseren Gewässern vor. Neu ist jedoch seit einigen Jahren, dass eine oder mehrere besonders aggressive Formen dieses Pilzes in etlichen Flüssen auftauchen. Waren früher meist nur geschwächte Einzelfische betroffen, führt der Pilz heute regelmässig zu grossen Fischsterben. Bei den meist ohnehin bereits stark gefährdeten Fischarten wie der Äsche hat dies zu dramatischen Bestandseinbrüchen geführt. Besonders dramatisch ist die die Situation jeweils im Frühling, wenn die Wassertemperatur steigt und sich der Erreger leicht übertragen kann.