OÖ Nachrichten, 2. 2. 2005 AMSTETTEN. Fast ein Treppenwitz der Geschichte: Der Verein „Rettet die Ybbsäsche“, der gegen weitere Flusskraftwerke auf die Barrikaden steigt, wurde jetzt vom Verbundkonzern mit 10.000 Euro eines Preises für Artenschutz ausgezeichnet.

Bei der Preisverleihung im Dachgeschoß der Urania in Wien war große Versöhnung angesagt. Die Redner der E-Wirtschaft beschworen den Einklang zwischen Stromerzeugung und Natur, was nur eine Frage guter Planung und Bauausführung sei. Christa Hochpöchler vom „Verein“Rettet die Ybbsäsche“ nahm mit dem Vorstand die Ehrung und einen Scheck über 10.000 Euro Preisgeld dankend in Empfang. Ausgeschrieben hatte den Wettbewerb für Artenschutz der Naturschutzbund gemeinsam mit dem Verbundkonzern. Kaufen konnte sich der Sponsor für die Dotierung nichts, am wenigsten einen Meinungsschwenk der Preisträgr. Höchpöchler: Weitere E-Werke ruinieren unsere Arbeit. Die Äsche braucht Fließstrecken und keine Stauseen.“

Die Mühe des Vereins, den Leitfisch der Ybbs auch wieder im Unterlauf anzusiedeln, hat sich die Anerkennung wohl verdient „Die Bestände steigen wieder merklich“, sagt Vereinsvizeobmann und Gewässerökologe Christian Mitterlehner. Kübel voll Setzlinge – bislang 20.000 Jungfische – wurden ins Wasser geschüttet. Seit dem Vorjahr setzt man in einem Musterprojekt mit der Wiener Universität für Bodenkultur (Boku) auf „künstliche Befruchtung“: An den Ufern des Ybbs-Oberlaufes werden zur Laichzeit von den Weibchen Eier und von den Milchnern Samen abgestreift und in Bottichen vermengt. Die Larven werden dann in Drahtkäfigen gehalten, die im Flussbett verankert werden. „Damit wächst die Brut in ihrer natürlichen Umgebung im Fließwasser auf, zudem verringert der Schutz vor Raubfischen die Ausfälle“, erklärt Mitterlehner. Bislang wurden 100.000 befruchtete Fischeier in die Ybbs ausgesetzt.

Von: HANNES FEHRINGER